WEEKLY CRUSH
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Thi My Lien Nguyen
23.3.23

One of the things I’m currently chewing on:
Lately I find myself thinking a lot about “care”.
How to care, how to be caring and how the (capilatistic) wellness industry has seized the "concept of self-care” (≠ consuming “beauty” products).
But what about caring for others? A friend once told me, if you want to find out how a society, a country, a nation thinks and acts, what values they hold important – you need to take a closer look at how they treat their elders.
How do we treat our elders?
On this (broad) matter, I’m currently reading this:
On Care. A Journey into the Relational Nature of Artists' Residencies
My next solo artist date:
The Bigger Picture: Design – Frauen – Gesellschaft
What I’m currently (re-)reading:
Radikale Zärtlichkeit by Şeyda Kurt
What I’m listening at the moment:
A quote by a random person:
If we are going to survive, we are going to need to tie our roots to other roots.
Have a good rest of the week and take care.
My Lien
1
Thi My Lien Nguyen
16.3.23
first Weekly Crush from me

Hello dear people
A very warm welcome to the first issue of my «Weekly Crush» series.
My name is Thi My Lien Nguyen, you can call me My Lien [mi-li-en] and I’m really, reaaaally excited to share this space with you in the following weeks! Yay!
Just a few words about me and my artistic practice, so you can pinpoint me somewhere in the wide and broad art and design spectrum: I’m a photographer and (visual) artist working on topics and questions around identity, belonging, community and food! (Oh yes, FOOD! Lmk if you wanna have some recipes dropped here, hihi.)
I’m looking forward to connect with you and share some inspiring things and matters with you in the following weeks:
Impressions and inspirations, exhibitions and shows, books and movies, links and songs, bits and pieces! Everything that might come across my way and thoughts that wander through my mind.
Before we hit it off with a little game, let me place my gratitude with you!
I know that people’s time and attention is a precious matter and therefore I’d like to sincerely thank you for being here with me, in this weirdly interesting in-between space from my environment to yours. From my cosmos to yours and vice versa! From my mail server to yours, from me to you! <3
Ok, let’s go! Click on START and game on!
Until next week! Be safe and stay loving. <3
With lots of love and respect,
My Lien
13
Stella B. Bohn
12.1.23
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Neues Jahr, neues Ich System
Neues Jahr, neues Ich
Es ist wieder diese Zeit des Jahres, in der die Werbeanzeigen von Diät- und Fitnessprogrammen kollektive Ohrfeigen austeilen und die Parole Neues Jahr neues Ich wie ein faschistisches Mantra die Räume der Stadt durchdringen. Ein neues Jahr ist angebrochen, zumindest nach dem gregorianischen Kalender, und wie jedes Jahr, soll alles anders werden: gesünder ernähren, Sport treiben, Social Media reduzieren, auf Reisen gehen, früh aufstehen, Routine pflegen, öfters ausstellen, kreativer sein, Nein sagen lernen, Kurzstreckenflüge vermeiden… was sind die deinen? vor_sätze.
Neues Jahr, neues Ich
Schon komisch, wie Selbstoptimierung im Kapitalismus als Werkzeug zur erhöhten Ausbeutung und Kapitalgenerierung zelebriert wird und wie Neujahr scheinbar zum Symbol dieser Bewegung figuriert. Ich sage komisch, meine damit aber typisch. Ein neues Jahr ist angebrochen, zu einem Zeitpunkt des Zyklus, in dem sich alles ein wenig wie sterben anfühlt. Winterzeit. Grau und kalt (zumindest sollte es kalt sein. 18° im Januar bringt die Essenz von Sterben auf eine andere Dimension, wie ich finde). Momente der Ruhe und des Rückzugs, der Reflektion, des banalen Existierens mit viel Schlaf und gutem Essen: Dazu sollte der Winter gut sein. Alles Eigenschaften, die sich gegen eine Produktivität sträuben. Typisch also, braucht es da Slogans, die die Menschen aus ihren Betten peitschen und an die Arbeit an sich selbst und noch mehr fürs Kapital spurten.
Neues Jahr, neues Ich
Wie würden wir diese Saison wohl verbringen, wenn wir weniger Verpflichtungen hätten?
Wie würden sich zwölf Stunden Schlaf anfühlen, wenn sie mit Grundbedürfnis statt mit Faulheit konnotiert wären? Wie würden wir arbeiten, wenn Müdigkeit nicht versteckt werden müsste? Wonach wäre uns jetzt, wenn die nächste Deadline nicht warten würde?
Neues Jahr, neues Ich
Dieses Jahr will ich kein neues ich, sondern ein neues System. Eines, in dem wir mehr wir sein dürfen, eines, in dem unserer Müdigkeit und Trauer so viel Raum wie unserer Produktivität gebührt. Ich will ein System, das sich Empathie und Verständnis erlauben kann, und sich nicht von deren Defizit ernährt.
Ein erholsames neues Jahr wünsch ich dir
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Stella B. Bohn
13.12.22
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Was wäre wenn
Vergangene Woche war ich an der Buchvorstellung “Diversität der Ausbeutung” von Eleonora Roldán Mendívil & Bafta Sarbo (Hrsg.) in der ZWZ. Marxistischer Antirassismus. Vieles wurde angeschnitten, einiges vertieft, schnell und hitzig gesprochen, schlagfertig argumentiert.
Inhaltlich war die Veranstaltung zweifellos bereichernd, eine bisher unbekannte politische Sicht wurde mir zugetragen, vieles davon hat für mich Sinn ergeben und inspirierte dazu, mehr darüber Wissen zu wollen.
Das Setting allerdings war für mich mehr als überfordernd und in einigen Aspekten nicht zugänglich. Die Masse an Menschen war erschreckend für eine Person wie mich, die grosse Gruppen und Menschenansammlungen meidet. Das Tempo, in dem die Redner*innen gesprochen haben, kam mir grösstenteils so vor, als würde ich in einem Hochgeschwindigkeitszug sitzen und versuchen, die Wort-Gestrüppe draussen zu betrachten. Mein Gehirn zoomte regelmässig in andere Galaxien und meine ganze Kraft floss in das Verfolgen der Wortansammlungen und die Umwandlung dieser zu Sätzen. Zudem waren gefühlt 98% der Zuschauenden keine BIPoCs, was für mich immer kritisch zu betrachten ist, insbesondere wenn Themen wie Antirassismus verhandelt werden.
Ich war müde von einem anstrengenden Arbeitstag und fühlte mich mehr nach Sofa und Wärmedecke als nach Menschenauflauf und Genossen-Ansprachen. Darum traf mich etwas ganz besonders, dass die Redner*innen ansprachen: Der Kapitalismus will keine sich politisierenden Bürger*innen. Natürlich wählen die Menschen nach 8h arbeiten lieber Netflix & chill – das ist wortwörtlich zu verstehen, denn wer hat nach einem langen Arbeitstag noch Energie für spielerischen Sex? – als sich in einem unbeheizten Raum mit anderen über eine Umstrukturierung der Gesellschaft zu unterhalten.
Was brauchst du, damit politische Diskussionen für dich zugänglich sind?
Wie müssen politische Diskurse gestaltet werden, damit mehr Menschen daran teilnehmen können?
Wie können Veranstaltungen so gestaltet werden, dass sie auch für BIPoCs interessant sind?
Sind deine politischen Diskussionen zugänglich?
Wer ist deine Zielgruppe?
Wie lassen sich kapitalistische Erschöpfung mit politischem Engagement vereinen?
Wer kann sich erlauben, solche Fragen zu stellen?
Wer kann sich mit Revolution beschäftigen?
Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit politische Diskurse zu führen kein Privileg mehr ist?
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Stella B. Bohn
5.12.22
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Roter Faden

Manchmal kocht in mir eine Wut
Auf die Welt, die Systeme und die Menschen, die die Strukturen sähen
Manchmal ergötze ich mich an der Freude zu Hassen
und es ist gut
Manchmal generalisiert sich das Feindbild, wird zur zähen Glasur und legt sich über alle,
die mir begegnen
Manchmal, da fehlt mir schlicht die Kraft, um verstehen zu lernen
Manchmal hab’ ich keine Lust mehr zu warten und reisse lieber nieder – vieles, was bitter nötig ist und manches einfach so
Manchmal starr ich auf den Bildschirm und sehe die Ungerechtigkeit meine Nachbarn erschlagen
meine Hand sucht meinen Hinterkopf und ich schmecke ihr Blut
Manchmal sind die Farbpatronen aufgebracht und was bleibt ist schwarz-weiss
Das scheint nicht ideal, aber so ist es nun mal
Wenn Sicherheitsnetze reissen, hänge ich am roten Faden
Er schneidet sich in Fleisch, lässt mich spüren, dass ich lebe
Manchmal braucht es Menschen, die ihre Faust erheben
Ihre Wunden gen Himmel strecken und jeder Kreatur ins Gesicht schreien,
was für eine abgefuckte Welt das ist
Und manchmal braucht es Menschen, die stehen bleiben, die dich sehen, nicken und sagen, «ja, ich verstehe deinen Frust. Nein, du bist damit nicht allein» und es so meinen. Die deine Hand nehmen und dich auf eine Tasse Tee einladen. Und Manchmal, da reicht das schon.
PS: Vielleicht kann diese Mail eine Art Hand für dich sein, wenn die Tage trüber werden und du dich manchmal auch so fühlst. Vielleicht denkst du dann daran und weisst, dass da jemand ist, der versteht und dich auf eine Tasse Tee einlädt.
Nach einem intensiven, anstrengenden, inspirierenden und vielerlei befriedigenden Porny Days Festival brauchen meine Energiereserven nun eine Weile, bis sie wieder genügend Ressourcen haben, um eine wohldurchdachte, kritische Meinung zu äussern.
Heute deshalb lediglich ein paar Eventempfehlungen, in der Hoffnung, dass ich dir nächste Woche mehr bieten kann aber auch als Erinnerung dafür, dass du dir die Zeit zur Regenerierung nehmen darfst, auch wenn du Verpflichtungen nachkommen solltest. Self Care ist elementar und nicht aufschiebbar!
Am Human Rights Film Festival, dass vom 1-6.12 in Zürich im Kosmos läuft, haben diese drei Filme meine Aufmerksamkeit geweckt:
REGRA 34 am 6.12.22 um 20.30 Uhr oder am 10.12.22 im Neubad
JE SUIS NOIRES am 4.12.22 um 18.30 Uhr mit anschliessender Diskussion
THE ILLUSION OF ABUNDANCE am 4.12. um 11.30 Uhr
Beschreibungen via Link;)
Am 8.12.22 in der ZWZ in ZH: Die Diversität der Ausbeutung- Einführung materialistischer Antirassimus & Analyse zu rassistischer Polizeigewalt. Der Flyer dazu ist im Anhang.
Schau gut zu dir<3
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Stella B. Bohn
21.11.22
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Montagshommage

In einer Welt, in der Unsicherheit als Schwäche gilt
zu viele Fragen stellen tödlich und Sturheit eine Tugend ist,
in der die Überzeugenden Gewalt zur Überzeugung brauchen
und Wissen einspurig verkehrt
Da sing ich mein Lobeslied, eine Hommage an die Zweifelnden
an die Unsicheren
die um-sich-Werfenden, Fragenaufwerfenden, sich Hinterfragenden
die, die dazwischenstehen
die noch immer Suchenden
Die, deren Ambivalenz sie Zweifeln lässt
an der Richtung und der Richtigkeit
die davon verschlugen werden und doch immer weitergehen:
Von euch will ich lernen
Hello hello it’s me again
und hier noch zwei super spannende Events diese Woche, die ich gestern vergessen hab zu erwähnen, euch aber keinesfalls vorenthalten möchte:
Migrart: Short Film Installation & Conversation von Maisha Maene (screenwriter& director from Goma)
DRC: Heute Abend Allmendstrasse 93 8041, Zürich ab 18 Uhr
Und
Cherry-Ann Davis bei Trouble Bubble
Donnerstag, 17.11.22, Horneggstrasse 4, 8008 Zürich, 19–22 Uhr
See you there!